Donnerstag, 20. Dezember 2018

Weihnachten...


Ähnliches Foto
(Bildquelle: Marco Polo)

Markt und Strassen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
bis hinaus in’s freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
aus des Schneees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen –
  oh du gnadenreiche Zeit!
 
(Joseph von Eichendorff)


* Ich wünsche allen meinen Lesern von Herzen schöne, lichtvolle und friedliche Weihnachten *

Dienstag, 30. Oktober 2018

Sei berührbar...


Wenn du an deinem Lebensabend auf dein vergangenes Leben zurückblickst, wünsche ich dir, dass du sagen kannst:

Ich war berührbar, statt belastbar.

Ich habe mitgefühlt, statt mich zu verschließen.

Ich war emotional, bin auf den Wellen meiner Gefühle gesurft, statt in jeder Situation sachlich, rational und nüchtern zu bleiben.

Ich habe mich dem Schmerz hingegeben, statt wie der sprichwörtliche Indianer keinen Schmerz zu kennen.

Ich habe geweint, statt immer meinen Mann zu stehen.

Ich bin da geblieben und habe mich nicht aus dem Kontakt geschlichen.

Ich war nah an meinem verletzlichen Kern, 
statt mir ein dickes Fell zuzulegen.

Ich habe auch in schwierigen Situationen mein authentisches Selbst gezeigt, statt mich hinter Masken und Rollen zu verstecken.

Ich habe mir und anderen gegenüber ehrlich geäußert, was zu viel für mich ist und was ich brauche, um gut leben und arbeiten zu können, statt meine Bedürfnisse unter den Teppich zu kehren.

Ich habe aufgehört, ständig über meine Grenzen zu gehen.

Ich habe mich meinem Inneren zugewendet und mir Ruhe gegönnt, statt ständig mein Äußerstes zu geben.

Ich habe achtsam ausgewählt, was mich nährt und mir tatsächlich guttut, statt auf allen Hochzeiten zu tanzen.

Ich war manchmal verloren und orientierungslos, statt zielorientiert mit Siebenmeilenstiefeln meine Selbstoptimierung voranzutreiben.

Ich habe mich manchmal an den kleinen Schritten erfreut, statt immer das Maximale herausholen zu wollen.

Ich habe rechtzeitig Pausen gemacht, statt mich über die letzten Reserven hinaus zu weiteren Hochleistungen zu pushen.

Ich bin manchmal für einige Zeit liegen geblieben, statt gleich aufzustehen, mein Krönchen zu richten und weiterzugehen.

Ich war manchmal schwach und hilfsbedürftig, statt immer stark und unabhängig zu sein.

Ich habe mir erlaubt Hilfe anzunehmen und nicht immer nur derjenige zu sein, der eine starke Schulter bietet.

Ich habe mich den tiefsten Tiefen und den höchsten Höhen meiner Gefühle hingegeben, statt immer die Kontrolle zu behalten.

Ich habe Verbundenheit mit mir selbst, mit anderen und mit der Natur, dem Kosmos erfahren, statt dem ständigen Geplapper meines Egos zu lauschen.

Ich habe unbeschreibliche Facetten und Farbnuancen entdeckt, wo andere nur Schwarz, Grau und Weiß sahen.

Ich habe meinen inneren Reichtum schätzen gelernt, wenn andere von nutzlosem Träumen und Trödeln sprachen.

Ich habe manchmal den Sprung gewagt, auch wenn ich nicht sicher wissen konnte, ob da ein Netz ist, das mich auffängt.

Ich habe mir erlaubt, weich und sensibel zu bleiben, statt hart und angepasst zu werden.

Ich habe gelernt, meine Feinfühligkeit zu schätzen und gut für mich zu sorgen, statt den Anforderungen und Wünschen anderer zu entsprechen.

Ich habe meine Sensibilität zunehmend als besondere Fähigkeit für mein Miteinander mit Menschen gesehen, nicht als Schwäche.

Ich habe meine Einzigartigkeit erkannt und mich nicht für mein Anderssein geschämt.

Ich bin mutig meinen Weg gegangen und habe damit den Weg für andere geebnet.

Ich war berührbar und berührte andere.

(Bettina Gießler)

Dienstag, 16. Oktober 2018

So wie die Regentropfen...




So wie die Regentropfen den Pflanzen Leben schenken, 
sollen deine Enttäuschungen die schlechten Tage begraben 
und bessere Zeiten zum Leben erwecken. 

So wie die Blätter im Herbst von den Bäumen abfallen, 
um im Frühling wieder neu aufzublühen, 
sollen die Traurigkeiten deines Lebens 
dich auffordern,
mit Hoffnung und Mut an den Zauber 
eines Neubeginns zu glauben. 

So wie der Samenkorn von heute 
zu der prachtvollen Pflanze von morgen erwachsen wird, 
so wird dein Kummer von heute 
schon morgen verwelken 
und zu deiner unverzichtbaren, erleuchtenden Erfahrung werden...

(Esragül Schönast)

Freitag, 14. September 2018

Meine Seele hat es eilig...


Ich zählte meine Jahre und entdeckte,
dass mir weniger Lebenszeit bleibt als die, die ich bereits durchlebte.
Ich fühlte mich wie jenes Kind, das eine Packung Süßigkeiten gewann:
Die ersten aß es mit Vergnügen, doch als es merkte,
dass nur noch wenig übrig waren, begann es sie wirklich zu genießen.

Ich habe keine Zeit mehr für unendliche Konferenzen,
wo man Statuten, Normen, Verfahren und interne Vorschriften diskutiert,wissend, dass nichts erreicht wird.
Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu ertragen,
die ungeachtet ihres Alters nicht gewachsen sind.
Ich habe keine Zeit mehr,
mit Mittelmäßigkeiten zu kämpfen.
Ich will nicht in Meetings sein, wo aufgeblähte Egos aufmarschieren.
 
Ich vertrage keine Manipulierer und Opportunisten.
Mich stören die Neider, die versuchen, Fähigere in Verruf zu bringen,
um sich ihrer Stellen, Talente und Erfolge zu bemächtigen.
Die Menschen, die keine Inhalte diskutieren, sondern nur die Titel.
Meine Zeit ist zu knapp, um Überschriften zu diskutieren.
Ich will das Wesentliche, denn meine Seele hat es eilig.
Ohne viele Süßigkeiten in der Packung…

Ich möchte neben Menschen leben, die sehr menschlich sind.
Die über Fehler lachen können.
Die sich auf ihre Erfolge nichts einbilden.
Die sich nicht vorzeitig berufen fühlen.
Die nicht vor ihrer Verantwortung fliehen.
Die die menschliche Würde verteidigen.
Und die nur an der Seite der Wahrheit und Rechtschaffenheit gehen möchten.

Das Wesentliche ist das, was das Leben lohnenswert macht.
Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die das Herz anderer zu berühren wissen.
Menschen, denen die harten Stöße des Lebens beibrachten,
zu wachsen mit sanften Berührungen der Seele.
Ja…ich habe es eilig…um mit der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann.
 
Ich versuche, keine Süßigkeiten mehr zu verschwenden, die mir noch bleiben.
Ich bin sicher, dass sie köstlicher sein werden als die,
die ich bereits gegessen habe.
Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden zu erreichen-
in Frieden mit mir, meinen Liebsten und meinem Gewissen.
Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt,
wenn du merkst, dass du nur eines hast.

(Mario de Andrade)

Samstag, 9. Juni 2018

Ich denk' an dich...


Ich denk’ an dich ...

Ich denk’ an dich, und meine Seele ruht
in dem Gedanken aus an dich,
dem Schiffer gleich, der aus bewegter Flut
zum stillen Hafen rettet sich.

Als wie am Tag ein wilder Vogel fliegt,
waldaus, waldein, nach seiner Lust,
doch bei der Nacht ins weiche Nest sich schmiegt,
so schmieg’ ich mich an deine Brust.
 
Ich ruh’ in dir, in deiner Liebe ruht
der Drang der Seele wild und scheu;
Unsicher ist des Lebensmeeres Flut,
und du allein bist ewig treu.

(Friedrich Rückert)

Sonntag, 25. Februar 2018

Das Leben ist wundervoll...


Schneeschuhwanderung Belchen 24.2.2018
 


 
"Das Leben ist wundervoll.
Es gibt Augenblicke, da möchte man sterben.
Aber dann geschieht etwas Neues 
und man glaubt, man sei im Himmel."

(Edith Piaf)

Sonntag, 11. Februar 2018

Wie gern würde ich...



Wie gern würd ich in dieser schwarzen Stunde
mit einer Straßenbahn zum Stadtrand fahren
und in dein Haus eintreten,
wenn dann in Hunderten von Jahren
Ausgräber unser Viertel offenlegen,
möchte ich gern, dass sie mich wiederfinden
als Teil von dir für immer, fest umarmt
verschüttet von der neuen Asche...

(Joseph Brodsky)

In dieser Stille zwischen heut und morgen...



In dieser Stille zwischen heut und morgen,
in dieser Handvoll weniger Minuten,
besinnt der Mensch sich auf sein tiefstes Glück
lauscht auf die leise Melodie der Liebe
und geht dann neu zu seinem Tag zurück.

(Elisabeth Dauthendey)

Freitag, 19. Januar 2018

Winter...



Zeit der Blüten ist noch fern  
Mir ist so kalt  
und alle Sorgen drücken schwer
für ein Viertelstündchen
Frühling
gäb ich
meine längste Feder
her


(Anne Steinwart)

Sonntag, 7. Januar 2018

Ich wünsche dir...



Ich wünsche dir...

die zärtliche Ungeduld des Frühlings,
das milde Wachstum des Sommers,
die stille Reife des Herbstes und
die Weisheit des erhabenen Winters.
 
(Irischer Segenswunsch)


Von Herzen wünsche ich allen meinen Lesern und Leserinnen ein gutes, glückliches und wunderbares, neues Jahr und nicht vergessen: "Es wird alles gut...!"