Mittwoch, 21. Juni 2017

Ich wart' auf dich im Abendwind...




Ich wart' auf dich im Abendwind,
der weithin geht und fern beginnt,
der von mir alles weiss und mehr -
was ohne Worte ist und schwer,
geweint hab ich es in den Wind,
der weithin geht und fern beginnt.

 
(Eva Strittmatter)

Donnerstag, 8. Juni 2017

Das ganze schrecklich schöne Leben...


Man müsste noch mal fünf, sechs Jahre alt sein
und das vergessen, was danach geschehn.
Gleich hinterm Haus würde ein Zauberwald sein
mit bösen Hexen, Rittern und mit Feen.

Man würd´ um Gutenachtgeschichten betteln
und könnt´ nicht wirklich lange ruhig sein.
Man könnte sich minütlich neu verzetteln
und plötzlich sinnlos durch die Gegend schrein.

Der Vater wär´ der stärkste Mann der Welt,
die Mutter schöner als der schönste Morgen.
Und jeden Tag erwachte man als Held,
und jede Nacht wär´ man im lieben Gott geborgen.

Und wenn man fällt, kann man sich fallen lassen.
Du weisst ja, dass dich immer einer fängt.
Kein Sommersonntag würde je verblassen.
Das Leben wär´ von sanfter Hand gelenkt.

Vor lauter Lebenwollen könnte man nicht schlafen.
Man würde immer viel zu früh ins Bett gebracht.
Gesetze, Konten und auch Paragraphen
würden ganz einfach ausgelacht.

Man sähe Riesen mit den Wolken ziehen,
und hinterm Stadtpark parkte schon das Meer.
Und wenn es dunkel wird, 
muss man vor Monstern fliehen,
und alles Schöne endete nie mehr.

Man würd´ auch schreien, strampeln, 
toben, weinen.
Das Leben wäre auch sehr ungerecht.
Doch kurz darauf würde die Sonne 
wieder scheinen.
Am nächsten Morgen wär´ der Tisch gedeckt.

Noch einmal sich vorm Nikolaus erschrecken,
auch wenn er eigentlich wie Papa spricht,
dem Christkind Hand und Herz entgegenstrecken,
auch wenn es sich verbirgt im Kerzenlicht.

Und all die Streitigkeiten und die Tränen?
Und das, was man so schmerzlich doch vermisst?
Man wär´ verzweifelt. 
Doch man würde sich nicht schämen,
nur weil die Welt noch nicht entzaubert ist.

Willst du das wirklich? - höre ich mich fragen.
Noch einmal neu erleben, was danach geschah?
Das ganze Abenteuer noch mal wagen?
Das ganze schrecklich schöne Leben? - Ja!

(Konstantin Wecker)

Mittwoch, 7. Juni 2017

Lass mich einfach nicht mehr los...


Lass mich einfach nicht mehr los,
auch wenn rund um uns die Welt zerbricht.
Selbst wenn nicht mehr so viel für mich spricht -
lass mich einfach nicht mehr los.


Lass mich einfach nicht mehr los,
auch wenn über uns die Vögel ziehn
und in wärmere Gefilde fliehn.
Flieg nur mit, doch lass mich nicht mehr los.


Mag sein - ich will schon wieder viel zu viel.
Und du fragst zu Recht, was dir noch bliebe:
Nichts als diese unbedingte Liebe,
die vom Himmel auf uns beide fiel,


und die Hoffnung, dass sich dann und wann
dieser Zauber wiederfindet
und aus uns´rem Leben nie verschwindet,
was uns aneinander halten kann.


Halt mich fest, wenn ich dereinst verlern',
mich zu halten, wenn die Stürme toben.
Bleib mit mir verbunden und verwoben.
Halt mich fest, wenn ich es einst verlern'.


Bleib bei mir, auch wenn du nicht mehr willst,
wenn dir meine Unzulänglichkeiten
aus den liebevollen Händen gleiten.
Bleib bei mir, wenn du mich nicht mehr willst.


Und mag sein - ich will schon wieder viel zu viel.
Und du fragst zu Recht, was dir noch bliebe:
Nichts als diese unbedingte Liebe,
die vom Himmel auf uns beide fiel,


und die Hoffnung, dass sich dann und wann
dieser Zauber wiederfindet
und aus uns´rem Leben nie verschwindet,
was uns aneinander halten kann.


Lass uns einfach nicht mehr los,
wenn die Zeiten uns auch auseinander treiben
und es schwerer wird, verständnisvoll zu bleiben.
Lass uns einfach nicht mehr los.

 
Lass uns einfach nicht mehr los.

(Konstantin Wecker)

Montag, 5. Juni 2017

Nenn mir ein Wort...


Habe die Sprache
vergessen,
in der wir die Worte
fanden,
füreinander,
die voller Sanftheit
waren,
und Zärtlichkeit.

Nenn mir
ein Wort,
Geliebter,
auf dass die Erinnerung
zurückkehrt
in unsere Herzen
und die Worte
auf unsere Lippen...

(Annette Gonserowski)

Ein Stück Himmel...



Wir sollten
am Abend
vor das Haus treten,
tief die Luft einatmen
und den Blick
zum Himmel richten;
dem Gesang des Vogels
auf dem Dach lauschen
und das milde Licht der Abendsonne
fühlen.
Wir sollten
beim Schliessen der Türen
nicht vergessen,
etwas davon mit ins Haus zu nehmen,
vor allem
ein Stück des Himmels...

(Peter Helbich)