Mittwoch, 25. Mai 2016

Kleine Gedanken...


Wie gern
würde ich
noch einmal
mit dem Anfang beginnen
doch damit
schiebe ich
das Ende
nicht auf
Aus feinen Tönen
summt der leichte Klang
und nennt sich Liebe
Er fühlt mich ein
und tönt mir sanft
das Leben
Meine kleine Seele
ist bei dir
und auch mein Herz
pocht dir entgegen
auf allen Wegen
macht sich
die Sehnsucht breit
nichts
hat mich je
gereut
(Edith Hornauer)


Donnerstag, 19. Mai 2016

Ich würde so gerne etwas Zärtliches schreiben...


Ich würde so gerne etwas Zärtliches schreiben,
kaum Fühlbares
etwas, das man gerade noch spüren kann.
Wie man den Blick eines lieben Menschen
auf der Haut spürt.
Dank -
auch wenn er nur gedacht, auch wenn 
er nur ganz kurz und im Vorübergehen gedacht ist.
Schlichtheit
(schlichte Menschen vergrößern einen Raum,
wenn sie durch die Tür treten).
Kinder spürt man -
auch die leisen Kinder, bei denen man 
immer das Gefühl hat, 
man müsste den Mund halten,
denn sie wissen schon lange alles.
Herzlichkeit
vor allem Herzlichkeit
(ich kenne Menschen
die dich mit einer Selbstverständlichkeit
in ihren Herzen aufnehmen,
dass dir schwindlig wird).
Von all dem würde ich so gerne schreiben.
 
(Konstantin Wecker)

Donnerstag, 12. Mai 2016

Lass mich vom Frühling erzählen...



Lass mich vom Frühling erzählen! 
Von den heimgekehrten Schwalben, die hoch in den stahlblauen Himmel stossen, um nah den weissen Wolken die Mücken zu jagen. 
Von den saftiggrünen Wiesen, aus denen die Blüten des Löwenzahns leuchten, 
den sattgelben Sumpfdotterblumen am Bach, 
dem Wiesenschaumkraut, das überschwänglich Besitz von den Wiesen nimmt.
Lass mich erzählen von dem Überschwang der blühenden Obstbäume hinter deinem Haus, 

die deinem Grundstück für eine Weile 
den Zauber filigraner Schönheit verleihen.
Lass mich erzählen von dem hellen Grün der Lärchen, den zarten Blättern der Buchen, 

die Akzente zwischen dunkle Tannen setzen. 
Erzählen von den jungen Trieben der Tannen, 
die über dunklen Zweigen leuchten, 
von den Kerzen der Kastanien - 
auch in diesem Jahr.
Lass mich erzählen von den springenden Wellen des Baches, den Wasserläufern im Tümpel, dem Vergissmeinnicht an seinem Ufer.
Lass mich erzählen von blühenden Hecken am Feldrain, vom Duft, der die Sinne betört.
Lass mich erzählen von den jungen Tieren, 
die ihren ersten Frühling erleben: 
dem feingliedrigen Kitz, dem anmutigen Fohlen, dem fröhlichen Lämmchen, dem Kälbchen, 
das übermütig um seine Mutter springt.
Lass mich erzählen von neuem Leben.
Lass mich erzählen von jubilierenden Vögeln.
Lass mich erzählen von den Blumen in deinem Bauerngärtchen, den Stauden, 
die vorsichtig ihre Knospen öffnen, 
Tag für Tag mehr, 
von Tulpen, Traubenhyazinthen und tränenden Herzen...
Lass mich erzählen vom Schmetterling...
Lass mich erzählen von wärmenden Tagen, 
von sternklaren Nächten und vom Kometen, 
der den Sichtkreis unseres Planeten verlässt.
Lass mich erzählen vom Leben.
Doch lass mich schweigen von der Traurigkeit.
Lass mich verschweigen die Einsamkeit.
Lass mich verschweigen, wie sehr du mir fehlst.
Lass mich schweigen....

Dein Kind
 
(Annette Gonserowski)