Samstag, 31. Oktober 2015

Ich will still werden...





Ich will still werden
und wage zu träumen
von glücklichen Menschen
fördernden Beziehungen
erfülltem Leben

Ich will still werden
und spüre tief in mir
ungeahnte Möglichkeiten
Wünsche und Bedürfnisse
die Freude am Leben

Ich will still werden
und lerne ja sagen:
ja zu meinen Visionen
ja zu meinen Grenzen
ja zu meinem Weg

Ich will still werden
und Leben fördern:
das Feine wahrnehmen
das Zarte schützen
das Kleine wachsen lassen
 

(Max Feigenwinter)

Freitag, 30. Oktober 2015

Ich glaube...



Ich glaube,
dass ich sein darf,
wie ich bin.
von Anfang an so gedacht,
so gewollt.

Meine Aufgabe ist es
zu entdecken und zu entfalten,
was angelegt ist;

anzunehmen, was ist,
auch wenn ich manches nicht verstehe;

einzustehen für das,
was ich zutiefst empfinde,
auch wenn es manchen nicht gefällt.

Ich will ehrlich sein zu mir selbst.
mir nichts vormachen
und mich nicht täuschen lassen.

Ich werde mich wehren
gegen alle,
die mir sagen, wie ich sein müsste,
 und gegen alles,
was mich von meinem Weg abbringt.

Ich vertraue der Stimme tief in mir,
die mir immer wieder sagt:
Du darfst sein wie du bist.
 
(Max Feigenwinter) 

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Der Sohn...



Ein alter Mann, der fühlte, dass sein Ende nahte,
rief seine drei Söhne zu sich und sagte: "Ich kann meinen Besitz nicht durch drei teilen, denn was ich hinterlasse, ist nicht zu teilen.
Darum habe ich beschlossen, alles demjenigen zu hinterlassen, der die klügsten und weisesten Entscheidungen trifft.
Auf dem Tisch liegt für jeden von euch ein Geldstück. Nehmt es.
Wer etwas damit kauft, womit das Haus, in dem wir wohnen, ganz gefüllt werden kann, soll alles bekommen.
Die drei Söhne zogen fort.
Der älteste Sohn kaufte Stroh, aber das reichte nur bis zur Hälfte.
Der zweite Sohn kaufte Säcke mit Federn, aber auch ihm gelang es nicht, das Haus zu füllen.
Der jüngste Sohn kaufte etwas ganz kleines:
Eine Kerze.
Er wartete, bis es dunkel wurde, machte die Kerze an und füllte so das ganze Haus mit Licht.

(Autor unbekannt)

Sonntag, 25. Oktober 2015

So zärtlich...

 

    So zärtlich
    nähert sich
    die Dämmerung -
    tröstet den Tag,
    ist ihm Gefährtin
    und trägt ihn
    auf sanften Armen
    ins Dunkel hinaus -
   


 (Charlotte De Laere)

Samstag, 24. Oktober 2015

Bäume wachsen nicht in den Himmel....




Bäume wachsen nicht in den Himmel
aber sie wachsen in die Luft
die wir atmen
und in den Boden
für
die Toten
die wir vermissen
und das ist weit genug...
 

(Sören Ulrik Thomsen)

Samstag, 17. Oktober 2015

Poesie...

 

Poesie ist wie ein Duft, 

der sich verflüchtigt 

und dabei in unserer Seele 

die Essenz der Schönheit zurückläßt 

(Jean Paul)

Es ist so wenig...


Es ist so wenig, 
wessen man zu seinem Glück bedarf;
es kommt da ganz auf den Reichtum der Seele an: 
ein lächelndes Kinderauge, 
ein schönes Gesicht,
eine Blume in einem stillen Garten, 
ein Baum, der das Gold der Sonne trägt, 
eine wohlgeformte Vase,
eine Perlenkette.
Das Glück ist nichts himmelstürmendes.
Es schleicht sich still in unser Herz hinein.
Aber es geht ein Leuchten von ihm aus 
wie von einer Kerze,
deren Schimmer einen Raum 
geheimnisvoll belebt."

(Paul Richard Luck)

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Einer späten Liebe gleich




Einer späten Liebe gleich  
und golden noch immer.  
Über die Felder streicht der Wind.
Bunte Farbenspiele  
schmücken nun die Tage.  
Dennoch,  
Herbst heißt Abschied  
und es kündigt von fern  
ganz leise ein Schritt sich an,  
ein Schritt,
den man nicht halten kann.
 
(Verfasser unbekannt)

Dienstag, 13. Oktober 2015

Ein Lächeln


Foto: Kommunalfriedhof Salzburg

Als ich am Abgrund stand,
verlassen, verloren, allein,
erschien vor mir im
Strahlenglanz der Sonne,
ein Engel.
Unsere Blicke begegneten sich.
Er lächelte mich an
und verschwand im Lichte
der Vollkommenheit.
Sein Lächeln berührte mich,
machte mir Mut
und schenkte mir Kraft,
meinen Weg weiterzugehen.

(von Annegret Kronenberg)

Sonntag, 11. Oktober 2015

Verklärter Herbst


(Foto: Salzburg Blick auf den Schober
von Maria Lehmann - mit freundlicher Genehmigung)


Gewaltig endet so das Jahr
mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
und sind des Einsamen Gefährten.

Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.

Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
das geht in Ruh und Schweigen unter.
 

(Georg Trakl)  

Samstag, 10. Oktober 2015

Letzte Rose...


Letzte Rose
Des Sommers letzte Rose
im kleinen Garten stand,
als ihre große Liebe
einst die Erfüllung fand.


Die Liebe war gestohlen,
drum konnt’ sie nicht besteh’n.
Nur eine Rosenblüte lang,
dann musste sie vergeh’n.


Was blieb, war die Erinnerung,
ein Duft, der nie verweht,
selbst wenn die letzte Rose
nicht mehr im Garten steht.

(Annegret Kronenberg)