Sonntag, 31. März 2013

Nicht müde werden...


Du bist stark
sagen sie
Du hast viel Kraft
sagen sie
auf der Suche
nach meiner Stärke und Kraft
begegnete ich
meiner Angst und Verwirrung
meinem Neid und Hass
meiner Armut und Verzweiflung
meinen Tränen und Wunden
vergeblich suchte ich nach
meiner Stärke und Kraft
da setzte ich mich zu
meiner Angst und Verwirrung
meinem Neid und Hass
meiner Armut und Verzweiflung
meinen Wunden und Tränen
und versuchte sie
anzusehen und hineinzuspüren 
und
auszuhalten und zu verstehen
und manchmal zeigte ich
ein wenig von
meiner Angst oder Verwirrung
meinem Neid oder Hass
ich sprach von meiner Armut oder Verzweiflung
meinen Wunden oder Tränen
du bist stark
wiederholten sie
du hast viel Kraft
wiederholten sie
und ganz langsam
fing ich an zu begreifen

Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise wie einem Vogel
die Hand hinhalten...


(Hilde Domin)

Wäre es uns möglich...


"Wäre es uns möglich, weiter zu sehen, 
als unser Wissen reicht... 
vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen 
als unsere Freuden. 
Denn sie sind die Augenblicke, 
da etwas Neues in uns eingetreten ist, 
etwas Unbekanntes; 
unsere Gefühle verstummen 
in scheuer Befangenheit, 
alles in uns tritt zurück, 
es entsteht eine Stille und das Neue, 
das niemand kennt, 
steht mitten darin und schweigt." 
 
(R.M. Rilke)

Samstag, 30. März 2013

Hinter jedem Winter...


„Hinter jedem Winter steckt ein zitternder Frühling und hinter dem Schleier jeder Nacht verbirgt sich ein lächelnder Morgen.“
 (Khalil Gibran)

Weil deine Augen so voll Trauer sind


Weil deine Augen so voll Trauer sind,
und deine Stirn so schwer ist von Gedanken,
laß mich dich trösten, 
so wie man ein Kind in Schlaf einsingt, 
wenn letzte Sterne sanken.

Die Sonne ruf ich an, das Meer, den Wind,
dir ihren hellsten Sommertag zu schenken,
den schönsten Traum auf dich herabzusenken,
weil deine Nächte so voll Wolken sind.

Und wenn dein Mund ein neues Lied beginnt,
dann will ichs Meer und Wind und Sonne danken,
weil deine Augen so voll Trauer sind,
und deine Stirn so schwer ist von Gedanken...
(Mascha Kaleko)


Freitag, 29. März 2013

Ich liebe dein Lachen


Ich liebe dein Lachen

es ist 
der hellste Stern in meiner Nacht

es ist
eine zweite Sonne an meinem Tag

es ist
der Regenschirm in meinem Herbst

und wenn du mal nicht lachen kannst
dann nehm' ich dich in den Arm
und schenk' dir

einen Stern
eine Sonne
einen Schirm...

(unbekannt)

An die Nacht



Es ist Nacht
und mein Herz kommt zu dir
hält's nicht mehr aus
hält's nicht mehr aus bei mir
legt sich dir auf die Brust
wie ein Stein
sinkt hinein
zu dem deinen hinein
dort erst
dort erst kommt es zur Ruh'
liegt am Grund
seines ewigen Du...

(Christian Morgenstern)

Ein kleines Schlaflied nur...


Schlaf, du nahe Fremde, du!
Ich mag dir deinen Traum bewachen.
Hab du nur um dein Lieben Ruh,
sollst Träumefreude lachen.

Es ist als stünde ich bei dir

und würde dir die Wangen streichen
ganz zart nur und so ganz aus mir
etwas Vertrauen reichen.

Du schläfst doch und du siehst mich nicht

und ich werd dich ganz bestimmt nicht stören.
Ich schau im Traum nur dein Gesicht
und mag dich atmen hören.

Ich bin nur da

falls du mich brauchst
für einen wachen Augenblick
bleib du mir nah
- ich mag dich auch -
und zieh mich still zurück.

(B.P.) 

Donnerstag, 28. März 2013

Geh', wohin dein Herz dich trägt...


...und wenn sich dann
viele verschiedene Wege vor Dir auftun,
und Du nicht weisst,
welchen Du einschlagen sollst,
dann überlasse es nicht dem Zufall,
sondern setze Dich hin und warte,
atme so tief und vertrauensvoll,
wie Du an dem Tag geatmet hast,
als Du auf die Welt kamst.
Lass Dich von nichts ablenken,
warte, warte noch ein wenig,
lausche still und schweigend auf Dein Herz.

Und wenn es dann zu Dir spricht,
dann steh auf und geh,
geh, wohin Dein Herz Dich trägt.


(Aus einem meiner Lieblingsbücher von Susanna Tamaro 
“Geh wohin Dein Herz Dich trägt” )
 

Mittwoch, 27. März 2013

Seit du diesen Ort verlassen hast...



Seit du diesen Ort verlassen hast,
erscheint er in meinem Augenblick
nicht mehr ganz so hell wie zuvor.
Das Strahlen deiner Augen war
das hellste mir in diesen Tagen.

Seit du diesen Ort verlassen hast,
vermisse ich dein Lachen beim
Elfentanz der suchenden Seelen.
Das Lächeln deiner Seele war
das liebste mir in diesen Tagen.

Seit du diesen Ort verlassen hast,
bist Du da, denn wenn ich ganz leise,
auf Zehenspitzen, mein Herz besuche,
dann finde ich, welch Zauber, 
mein Licht in mir, 
und nebendran auch deines.

Pablo Neruda (* 12. Juli 1904 in Parral, + 23. September 1973 in Santiago de Chile), war ein chilenischer Dichter und Schriftsteller, der sich vor allem gegen den Faschismus in seinem Heimatland und in Spanien einsetzte. 1971 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Wünschte...


Wünschte
könnte unerkannt
dort Engel sein
wo vom Leben
soviel abgebrochen ist.
Bruchstückweise
wunderleise
zusammenfügen
wo tausend
Trauersplitter
sichtbar sind.

Könnten
meine Arme
für einen kurzen Flügelschlag nur
deinen Schmerz umfassen.
Meine Träume
deine Schwere
durch Hoffnungshöhen
schweben lassen.
Engelsschatten ich für dich
und irgendwann
vielleicht auch du für mich.

Könnten
deine Schultern
sich für einen
Augenblick nur
an meine lehnen.
Mein Herz
als Wunderkelch
für deine Tränen dienen.
Engelsschatten
ich für dich
und irgendwann
vielleicht auch du für mich.

 
Könnten meine
Hoffnungshöhen
deine Seelentiefen nur
für einen Lichtmoment
durch alle Schatten tragen
die sich so schicksalhaft
in deine Lebensspur
gegraben haben.
Schattenlicht ich für dich
und irgendwann
vielleicht auch du für mich.

Alles Abgebrochene
bruchstückweise
wunderleise
zusammenfügen.
Schritt für Schritt.
Glaub mir
mein Freund
irgendwann nimmt
jeder von uns
die Trauersplitter
des anderen
unerkannt mit.

(U.L.)


Samstag, 23. März 2013

Diese Rose


Diese Rose von heimlichen Küssen schwer:

Sieh, das ist unsre Liebe.
Unsre Hände reichen sie hin und her,
unsre Lippen bedecken sie mehr und mehr
mit Worten und Küssen sehnsuchtsschwer,
unsre Seelen grüßen sich hin und her -
wie über ein Meer - wie über ein Meer -
Diese Rose vom Duft unsrer Seelen schwer:
sieh, das ist unsre Liebe.

(Christian Morgenstern)
 

Freitag, 22. März 2013

Leben heisst...


Leben heisst lernen,
  dass wir uns Zeit nehmen müssen,
  wenn wir welche haben wollen;
  dass wir verantwortlich sind
  für Gedachtes und Nichtgedachtes,
  Gesagtes und Nichtgesagtes,
  Getanes und Nichtgetanes; 
dass der Sinn des Lebens
 darin liegt, immer die Liebe
 und das Leben im Sinn zu haben.


Leben heisst lernen,
 dass es nicht darauf ankommt,
 ob wir uns etwas schenken,
 sondern darauf, ob wir imstande sind,
 uns gegenseitig etwas zu geben,
 dass das Wesen des Lebens
 die Veränderung ist;
 dass wir Liebe säen müssen,
 wenn wir Liebe ernten wollen.


Leben heisst lernen,
 die Kunst der Gelassenheit auszuüben:
 das Weglassen, das Zulassen,
 das Loslassen;
 dass die schwierigste Aufgabe
 unseres Leben darin besteht,
 nie aufzugeben;
 dass unser Mensch-Sein untrennbar
 mit dem Mensch-Werden verbunden ist.

(Ernst Ferstl)

Schick' mir keinen Engel


Schick mir keinen Engel
der alle Dunkelheit bannt
aber einen,
der mir ein Licht anzündet
Schick mir keinen Engel
der alle Antworten kennt
aber einen,
der mit mir die Fragen aushält

Schick mir keinen Engel
der allen Schmerz wegzaubert
aber einen
der mit mir Leiden aushält
Schick mir keinen Engel
der mich über die Schwelle trägt
aber einen,
der in dunkler Stunde
noch flüstert  "fürchte dich nicht"...
 
( Elisabeth Bernet)
 

Dienstag, 19. März 2013

A love that will last...


Ewigkeit

Am Ufer gewesener Zeit
ohne Fragen sein.

In Tropfen der Trauer
dein Lächeln erkennen.

Unter einem zärtlichen Mond
deine Falten küssen.

In der Leichtigkeit des Sommers
vom Wiedersehen träumen.

In Wellen von Lebenslust
Alter und Vernunft besiegen.

Eine Sehnsucht zurücklassen,
die nie Erfüllung fand.

In einer großen Liebe
die Ewigkeit ertrotzen.

(Jorge D.R.)

Sonntag, 17. März 2013

Die Pinguin-Geschichte



oder: Wie man sich in seinem Element fühlt 
(von Dr. Eckart von Hirschhausen)

Diese Geschichte ist mir tatsächlich passiert. Ich war als Moderator auf einem Kreuzfahrtschiff engagiert. Da denkt jeder: „Mensch toll! Luxus!” Das dachte ich auch. Bis ich auf dem Schiff war. Was das Publikum angeht, war ich auf dem falschen Dampfer. Die Gäste an Bord hatten sicher einen Sinn für Humor, ich hab ihn nur in den zwei Wochen nicht gefunden. Und noch schlimmer: Seekrankheit hat keinen Respekt vor der Approbation. Kurzum: ich war auf der Kreuzfahrt kreuzunglücklich.
Endlich! Nach drei Tagen auf See, fester Boden. „Das ist wahrer Luxus!” Ich ging in einen norwegischen Zoo. Und dort sah ich einen Pinguin auf seinem Felsen stehen. Ich hatte Mitleid: „Musst du auch Smoking tragen? Wo ist eigentlich deine Taille? Und vor allem: hat Gott bei dir die Knie vergessen?” Mein Urteil stand fest: Fehlkonstruktion!
Dann sah ich noch einmal durch eine Glasscheibe in das Schwimmbecken der Pinguine. Und da sprang „mein“ Pinguin ins Wasser, schwamm dicht vor mein Gesicht. Wer je Pinguine unter Wasser gesehen hat, dem fällt nix mehr ein. Er war in seinem Element! Ein Pinguin ist zehnmal windschnittiger als ein Porsche! Mit einem Liter Sprit käme der umgerechnet über 2500 km weit! Sie sind hervorragende Schwimmer, Jäger, Wasser-Tänzer! Und ich dachte: „Fehlkonstruktion!”
Diese Begegnung hat mich zwei Dinge gelehrt. Erstens: wie schnell ich oft urteile, und wie ich damit komplett danebenliegen kann. Und zweitens: wie wichtig das Umfeld ist, ob das, was man gut kann, überhaupt zum Tragen kommt.
Wir alle haben unsere Stärken, haben unsere Schwächen. Viele strengen sich ewig an, Macken auszubügeln. Verbessert man seine Schwächen, wird man maximal mittelmäßig. Stärkt man seine Stärken, wird man einzigartig. Und wer nicht so ist, wie die anderen sei getrost: Andere gibt es schon genug! Immer wieder werde ich gefragt, warum ich das Krankenhaus gegen die Bühne getauscht habe. Meine Stärke und meine Macke ist die Kreativität. Das heißt, nicht alles nach Plan zu machen, zu improvisieren, Dinge immer wieder unerwartet neu zusammen zu fügen. Das ist im Krankenhaus ungünstig. Und ich liebe es, frei zu formulieren, zu dichten, mit Sprache zu spielen. Das ist bei Arztbriefen und Rezepten auch ungünstig. Auf der Bühne nutze ich viel mehr von dem was ich bin, weiß, kann und zu geben habe. Ich habe mehr Spaß, und andere haben mit mir mehr Spaß. Live bin ich in meinem Element, in Flow!
Menschen ändern sich nur selten komplett und grundsätzlich. Wenn du als Pinguin geboren wurdest, machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir keine Giraffe. Also nicht lange hadern: Bleib als Pinguin nicht in der Steppe. Mach kleine Schritte und finde dein Wasser. Und dann: Spring! Und Schwimm!
Und du wirst wissen, wie es ist, in deinem Element zu sein…

In diesem Sinne wünsche ich all meinen Lesern und Leserinnen einen schönen Sonntag mit Zuversicht, dem Wissen um ihre Stärken und ganz viel Glauben an sich selbst!

Dienstag, 5. März 2013

Drei Dinge



Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.
 
(Dante Alighieri )

Montag, 4. März 2013

Wie ein Stein



Nach zu vielen Tagen
an denen wir
zu wenig voneinander hatten,
tauchte ich ein
in deine Schönheit und Wärme
und sank und schwebte
bis auf den Grund -
wie ein Stein
der mir vom Herzen fiel.
(Hans Kruppa) 

Frühling




Frühling -
ein Ahnen
wie Vorfreude
auf Neues
aufgetaut
dein Winterherz
wie es vibriert
in weicher Luft
warm durchpulst
vom Glück
des Kommenden
                                                            
(Annemarie Schnitt)
 

Freitag, 1. März 2013

Mehr nicht...



Mehr nicht

Eine große Trockenheit war über das Land gekommen. Zuerst war das Gras braun und grau geworden. Dann starben die Büsche und die kleineren Bäume. Kein Regen fiel, der Morgen erwachte ohne die Erfrischung des Taues. Die Tiere waren in großer Anzahl verdurstet, denn nur wenige hatten noch die Kraft gehabt, aus der Wüse zu fliehen. Die Trockenheit dauerte an. Selbst die stärksten, ältesten Bäume, deren Wurzeln bis tief in die Erde reichten, verloren ihre Blätter. Alle Brunnen und Flüsse, die Quellen und Bäche waren vertrocknet. Eine einzige Blume war am Leben geblieben, denn eine kleine Quelle gab noch ein paar Tropfen Wasser. Doch die Quelle war am Verzweifeln: "Alles verdurstet und stirbt. Ich kann nichts mehr daran ändern. Wozu soll es sinnvoll sein, ein Paar Tropfen aus der Erde zu holen?" Ein alter kräftiger Baum in der Nähe hörte die Klage und sagte zur Quelle, bevor auch er starb: "Niemand erwartet von dir, die ganze Wüste zum Grünen zu bringen; deine Aufgabe ist es, einer Blume Leben zu geben. Mehr nicht."

(Afrikanisches Märchen)

Keine Zeit





(Otto Lenk)


Danke


Mehr als 9000 Seitenaufrufe hier auf meinem Blog seit Mai 2012...

Ein grosses 


allen, die immer wieder gerne hier auf diesem Blog vorbeischauen ;-)



Immer wieder anhalten

Morgenstimmung Alcudia/Mallorca Oktober 2011

Immer wieder anhalten,
wahrnehmen, was ist,
uns freuen an dem, was wir erreicht haben,
annehmen, dass nicht alles gelungen ist.
Uns Zeit gönnen,
neue Kräfte schöpfen,
uns neu orientieren,
uns leiten lassen von dem,
was für uns wesentlich ist.
Weiter schreiten, wie es mir entspricht,
in der Hoffnung, dass wir immer mehr werden,
was wir letztlich sein können.

Wieder sehen, was dem Leben Sinn gibt.
Wieder hören, was meine Seele nährt.
Wieder spüren, was letztlich wichtig ist.
Wieder aufstehen und meinen Weg gehen.

(Max Feigenwinter)